Ich wurde 1967 mitten in den „kalten Krieg“ hineingeboren und erinnere mich noch sehr gut an die Schulstunden, in denen wir lernten, wie wir Schüler uns im Falle eines atomaren Angriffs zu verhalten hätten. „Duck and Cover“ hieß das, also unter die Schulbank kriechen und den Kopf mit den Händen bedecken. Ein Versuch, uns das Gefühl zu geben, überhaupt etwas tun zu können und mit der ständigen Bedrohung irgendwie umzugehen.
Krieg in Europa
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands nahm dieser kalte Krieg nach mehr als vierzig Jahren sein Ende und auch wenn überall auf der Welt Konflikte, Bürgerkriege und Kämpfe stattfinden, fühlte es sich über viele Jahre für mich selbst und viele, mit denen ich in den letzten Tagen gesprochen habe, so an, als wäre das heute mitten in Europa undenkbar.
Das ist einer der Gründe, warum viele Menschen auch ein paar Tage nach dem Beginn des aktuellen Geschehens wie paralysiert vor den Nachrichten oder sozialen Medien sitzen und es immer noch nicht fassen können. Ich spüre die überwältigende Angst, die sich im Feld breit gemacht hat und sehe gleichzeitig Hunderttausende, die auf die Straße gehen, um für Frieden zu demonstrieren. Was für eine Zeit.
Wieso uns das alle angeht
Auch wenn Du später geboren bist als ich, ist über die Gene Deiner Eltern und Großeltern die Angst vor dem und der Schrecken des Krieges an Dich weitergegeben worden („Die Russen kommen…“). Und nicht erst seit Deinen Großeltern, sondern durch die gesamte Linie Deiner Vorfahren hindurch. Das heißt, jeder Mensch hat eine (unbewusste) Vorgeschichte zum „Krieg“ und darum erwachen tief in uns allen unbestimmte Ängste, mit denen jeder ein bisschen anders umgeht.
Die Reaktion eines Systems in Bedrohung ist immer gleich: Fliehen, kämpfen oder erstarren.
Diejenigen, die fliehen, lenken sich ab und tun so, als wäre alles wie immer. Das kann für eine Weile funktionieren, doch da das Thema allgegenwärtig ist (und im Moment kein Ende in Sicht), holt es einen immer wieder ein und fordert eine aktive Auseinandersetzung.
Die Kämpfer gehen auf die Straße, demonstrieren oder setzen sich in ihr Auto und fahren an die Grenze, um aktiv zu helfen.
Und die, die erstarren, fressen alles in sich hinein, was ihnen und ihrer Seelenhygiene meist nichts Gutes bringt, denn was an Emotionen verdrängt wird, sammelt sich an und kommt zu einem späteren Zeitpunkt (oft dann eruptiv und irrational) wieder an die Oberfläche.
Was Du tun kannst
Das wohl wichtigste ist, wenn Du das Bedürfnis hast, etwas zu tun, dann mache das auch. Du kannst Geld oder benötigte Sachen spenden, eine Unterkunft für Geflüchtete anbieten, demonstrieren gehen, Dich mit anderen zusammenschließen und aktive Hilfe leisten.
Hier findest Du einen umfänglichen Artikel mit Anregungen dazu.
Gleichzeitig geht es auch darum, die alten Wunden in Dir zu heilen. Vielleicht gibt es eine Vertriebenenthematik in Deiner Familie, die jetzt wieder hochkommt, vielleicht hat Deine Familie oder haben Menschen, die Du kennst Verfolgung aufgrund ihrer Religion, Hautfarbe oder politischer Gesinnung erlebt. Das sind alte Wunden und Verletzungen in Deinem Familiensystem, die jetzt durch Traumatherapie, Aufstellungsarbeit oder andere Ansätze eine Transformation erfahren dürfen.
Es ist so wichtig und wundervoll, Mitgefühl zu haben, aber es geht nicht darum, mitzuleiden. Denn da schwingt immer das alte Eigene mit und all das will in die Heilung gebracht werden, damit Du selbst klarer und freier denken, fühlen und handeln kannst.
Gut für Dich sorgen
Doch das Allerwichtigste ist, Frieden in Dir zu machen. Nicht voller Hass auf eine Nation oder einzelne Personen zu blicken, denn das tut vor allem Dir selbst weh und dient am Ende niemandem. Frieden in Dir erschaffst Du, wenn Du Dein zentrales Gefühl benennst und mit dem Teil in Dir Frieden machst, der dieses Gefühl ursprünglich erlebt hat. Sei es in Deinem eigenen Leben oder Deinem Ahnensystem.
Und erlaube Dir, gut für Dich zu sorgen. Es ist okay, auch wenn die Welt nur 1.000 Kilometer entfernt gerade in Flammen steht. Auch wenn so viele Menschen in dieser Sekunde Angst haben, leiden oder sogar sterben. Es ist okay, zwischendurch zu lachen. Es ist okay, nicht ununterbrochen an das Schlimme zu denken. Es ist okay, weiterzuleben.
Was ich tue
Was ein Coach jetzt tun kann ist, für sich selbst und andere die Coaching-Tools anzuwenden, die helfen, die Gefühle von Hilflosigkeit, Angst und tiefer Verunsicherung zu transformieren. Das habe ich nach dem ersten Schock auch getan.
Durch diese innere Arbeit an den Themen aus meiner Kindheit (kalter Krieg) und aus meinem Ahnensystem (u.a. Vertreibung, politische Verfolgung, Kriegsgefangenschaft in Russland und noch einige mehr), bin ich wieder mehr in meiner Mitte angekommen, sorge jetzt auch wieder besser für mich und kann wieder klar denken.
Dann habe ich recherchiert, da gerade die Tiere bei der allgemeinen Spendenbereitschaft oft zu kurz kommen, und verschiedenen Tierschutzorganisationen PAWU, PETA, ifaw und den SOS Kinderdörfern gespendet.
Hier findest Du eine Zusammenfassung, wohin Du noch spenden und weitestgehend sicher sein kannst, dass Dein Geld auch ankommt: PDF öffnen
Und als ich meine innere Stimme fragte, was ich noch tun kann, kam als Antwort dieser Blogbeitrag. Ich hoffe, dass Du darin etwas für Dich selbst findest, was Dir hilft.
Mögest Du Dich sicher und geborgen fühlen – das schrieb heute eine liebe Kollegin in einem Newsletter. Dem schließe ich mich an.
Mögest Du Dich sicher und geborgen fühlen. Trotz allem.
Alles Liebe
Angelika